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Heute Mittag sitzt er nicht im Beijing.
Hörraum mit Filmspuren von Penelope Wehrli nach dem Roman "Der Coup der Berdache" von Michael Roes, Sound-Live-Feed von Sam Auinger
Mit: Rickie Eden, Kurin Hecht, Falilou Seck
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes
In Zusammenarbeit mit VOLKSPALAST, in Kooperation mit der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, sophiensæle und Podewil

Premiere: 8.9., 20:00 h
Weitere Aufführungen: 9. - 12.9., jeweils 20:00 h
Eintritt: 15 / 10 €
Danach São Paulo, Frankfurt/Main
  Thomas Aurin 1

Thomas Aurin 2
Was man zu fassen bekommt, ist immer nur der Schatten, nicht die Beute. - Michel Leiris

Ein FBI-Agent wurde im Club The Meat skalpiert. Thor Voelcker, schwuler schwarzer Polizeipsychologe, sucht das Täterprofil. Seine Informanten: Elektra, weiße Drag Queen, glücklich verheirateter arbeitsloser Altphilologe, und Joan Bayou, indianische College-Dozentin, eine Berdache, - Frau im Körper eines Mannes. Drei Figuren, deren geschlechtliche und kulturelle Identitäten Zuordnungen verweigern. Ihre drei parallel ablaufenden Erzählstränge spielen in der fiktiven Stadt New Leyden. Deren flüchtiges Wesen liegt in der Spannung zwischen dem Gesehenen und dem Nicht-Gesehenen, zwischen dem Realen und dem Imaginierten. Drei Filme sind, in den Raum verteilt, auf fünf Bildebenen zu sehen. Die Projektionsflächen sind transparent. Man kann durch Bilder hindurch auf andere sehen. Die Bilder bewegen sich. Jeder Film ist der Point-of-view eines der drei Hauptakteure, die zudem live in ihrem Film agieren. Der Gesamtraum ist in drei Hörbereiche geteilt, in denen jeweils ein Erzählstrang abläuft. Offensichtlich ist, daß man nicht allen drei Perspektiven vollständig folgen kann. Das öffnet den Raum: Wenn nicht alles Vorgesehene gesehen werden kann, kann man das Eigene sehen. Das von niemandem Vorhergesehene im eigenen Zeitmass. Der Sound-Live-Feed bringt den realen Stadtraum verdichtet in den Palast. Dessen bedampfte Scheibenfluchten verspiegeln Innen mit Aussen. Der skelettierte Baukörper wird zum Interface zwischen der fiktiven Stadt New Leyden und der realen Stadt draußen.

Der Betrachter bewegt sich frei durch diese Zeitskulptur und schneidet im Kopf aus den vorhandenen Spuren seinen eigenen Film.

Dies ist die dritte Arbeit in Penelope Wehrlis Serie von Partituren des Flüchtigen, der kalkulierten Unübersichtlichkeit. In "operation solaris" (staatsbankberlin und Hellerau 2001) umwandelten die Zuschauer das sich ständig verändernde Spielmodul und drehten es dergestalt wie ihr jeweils eigenes Kaleidoskop. Bei "Emily on the Rocks" (Podewil 2003) bewegten sich Videosequenzen, Emily Dickinsons Sprache, Hans-Peter Kuhns Klänge und die vier Emilys um die Zuschauer herum, - ein ständig entweichendes Panorama. In "Heute Mittag sitzt er nicht im Beijing." sind alle im weitläufigen Raumkörper unterwegs - die Bilder und die Zuschauer, mit- und gegenläufig, - und der Stadtpuls tritt hinzu. Film, Theater, Hörspiel, Ausstellung - von ihrer Unterscheidung wird hier abgesehen.

Die nächsten Stationen sind Frankfurt/Main und São Paolo. An diesen Orten entstehen jeweils wieder Unikate, weil das Material der Individualität des Raums anverwandt wird, - seiner Architektur, Akustik und urbanen Konnotation.

Mit Städten ist es wie mit Träumen: Alles Vorstellbare kann geträumt werden, doch ist auch der unerwartetste Traum ein Bilderrätsel, das einen Wunsch oder dessen Kehrseite, eine Angst, birgt. - Italo Calvino, "Die unsichtbaren Städte"

Mit: Rickie Eden, Kurin Hecht und Falilou Seck; Film-Spieler: Antonia Baehr, Frank Büttner, Holger Friedrich, Jo Kappl, Harald Müller, Josef Ostendorf, Detlev Schneider, Katka Schroth, Michaela Steiger, Takako Suzuki, Andrzej Wirth; u.a.; Sound-Live-Feed: Sam Auinger; Kostüme: Ellen Hofmann; Kamera: Gusztáv Hámos; Film-Sound: Peter Göhler; Schnitt: Jack Rath; Künstlerische Mitarbeit: Hannah Groninger; Produktionsassistenz: Anja Keyßelt; Technische Leitung: Peter Buchheit; Produktionsleitung/Dramaturgie: Eva Hartmann; Dramaturgische Beratung: Detlev Schneider; Szenario/Raum/Inszenierung: Penelope Wehrli

Die von Sam Auinger für die Raumklanggestaltung von "Heute Mittag sitzt er nicht im Beijing." verwendeten Resonanzrohre zur Transformation des Umgebungssounds in ein musikalisch strukturiertes Klangfeld wurden in der mehr als 15jährigen künstlerischen Zusammenarbeit von Bruce Odland und Sam Auinger (O+A) entwickelt.