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15 Jahre Mauerfall
Leningrad
Supernova
Team
15 JAHRE MAUERFALL

ist der Auftakt für das Projekt "HALBZEIT - Vermessung des transformierten Ostens", ein theatrales Forschungsprojekt über die Umwandlung der ostdeutschen Gesellschaft in den letzten 15 Jahren. Eine Diskussion zum Thema eröffnet die Veranstaltung zum 9. November. Im Rahmen der einjährigen Transformationsforschungen entstehen Theaterprojekte, die im Herbst 2005 im Hebbel am Ufer präsentiert werden.
HALBZEIT - Vermessung des transformierten Ostens
Diskussion Termin: 8.11., 19.30 Uhr Veranstaltungsort: HAU 1 Eintritt: für Karteninhaber des Leningrad-Konzerts frei, nur Diskussion: 4 €

Anlässlich des 15 jährigen Mauerfalls und des Transformationsprozesses in Ost- und Westdeutschland diskutieren am 8. November Christoph Hein (Autor), Philipp Misselwitz, Michail Ryklin (Philosoph/Moskau) und Joachim Töppel (IG Metall/Sonderbeauftragter Ost) unter der Leitung von Ulf Kalkreuth (Journalist) im HAU 1 (Stresemannstraße 29) ab 19.30 u.a. über Themen wie Einführung von Demokratie und Marktwirtschaft, Austausch der Eliten, Konsumgütermarkt und fehlende Produktionspumpen.

Die britische Premierministerin Maggie Thatcher hatte bereits 1989 darauf hingewiesen, man müsse den sozialistischen Ländern des Ostens mindestens eine halbe Generation Zeit geben, um den Übergang zur Demokratie und freien Marktwirtschaft zu bewältigen. Jetzt, 15 Jahre nach der Wende - sozusagen zur "Halbzeit" - entsprechen die Ergebnisse der Transformation nicht dem, was man sich mit der Wende und unmittelbar nach der Wende versprochen hatte. Der "Poker im Osten" (so der Titel einer 1998 erschienenen Aufsatzsammlung des Soziologen Dirk Baecker) scheint zugunsten des Westens entschieden zu sein, mehr noch, man erinnert sich kaum noch daran, worin die Einsätze dieses Pokers bestanden haben könnten.

Die gegenwärtig wieder stärker auftretende Diskussion um den "Aufbau Ost" rechnet mit einem eindeutigen Befund. Politisch und wirtschaftlich hat sich Westdeutschland durchgesetzt, kulturell scheint es den Osten nur noch in der Form der Nostalgie zu geben und gesamtgesellschaftlich sind sowohl der Sozialismus als auch die Erfahrung, die man in Ostdeutschland mit dieser Gesellschaftsform machen konnte, Vergangenheit. Auf den zweiten Blick stutzt man jedoch angesichts der Heftigkeit der Diskussion. Dass eine technologisch rückständige und betriebswirtschaftlich marode Wirtschaft, die zudem ihrer alten Ostmärkte beraubt war und deren Produkte jede Attraktivität beim Kunden verloren hatten, nicht in die neue Marktwirtschaft überführt werden konnte, hätte man wissen können. Dass es keinen Grund geben würde, sich politische Verhältnisse zurückzuwünschen, in denen es weder freie Wahlen noch sonstige Freizügigkeiten (Reisen, Berufswahl, Arbeitsplatzwahl, Wohnungswahl, Konsumangebot) gab, stand zu jedem Zeitpunkt außer Frage. Worum also wird gestritten? Nur um die Kosten?

Der Übergang vom Sozialismus zur Demokratie und Marktwirtschaft zeigt, dass letztere nicht so funktionieren, wie man auch im Westen bislang geglaubt hat. Unsere Diskussion über den Standort Deutschlands im Prozess der Globalisierung, die eine Diskussion über Eliten, Wissenschaft, Technologie und (noch viel zu wenig) Produktionsstrukturen ist, ist eine Diskussion, die enorm davon profitieren würde, wenn man nicht nur sähe, sondern auch wüsste, was in Ostdeutschland geschehen ist.